Donnerstag, 31. Mai 2012

Wenn ich einmal groß bin...

... oder "wenn ich einmal Präsident bin"...

Wer kennt sie nicht, diese Wünsche. Meistens gehen sie dann in der Art weiter "... dann lass ich es mal so richtig krachen, denn ich hab die Weisheit mit dem Löffel gefressen..." - ok, vielleicht doch nicht ganz so - aber den großen Zampano raushängen lassen, das wär dann doch schon recht fein für viele. Jeder wüsste außerdem, was gut wäre für die neuen Untergebenen und was nicht, was neu gemacht und was abgeschafft gehört.

Kurzum, jeder würde alles anders, viel besser und vor allem richtig machen.

Der Direktor des Hayden Planetariums in Newy York (siehe auch Wikipedia (en)), Neil deGrasse Tyson, hat dazu einen interessanten Standpunkt (frei aus dem Englischen von mir):
Die Frage, "Wenn ich Präsident wäre, ich würde..." impliziert, dass, wenn man einen Führer gegen einen anderen austauscht, alles gut wird mit Amerika - als ob unsere Führer der Grund allen Übels wären. Das ist wohl der Gund, warum wir eine Tradition der weitverbreiteten Atacken auf unsere Politiker haben. Sind sie zu konservativ für uns? Zu liberal? Zu religiös? Zu atheistisch? Zu homo? Zu anti-homo? Zu reich? Zu schlau? Zu ethnisch? Zu sehr hinter den Frauen her? Interessantes Verhalten, wenn man bedenkt, dass wir alle zwei Jahre 88% des Kongresses wählen.
Eine zweite, sich gerade formende Tradition ist die Erwartung, dass jeder in unserem kulturell vielfältigem Land genau unsere Ansicht teilen sollte, in allen Belangen.
Wenn jemand wissenschaftlich gebildet ist, sieht er die Welt mit anderen Augen. Es ist eine eigene Art des Hinterfragens dessen, was er sieht und hört. Mit dieser Geisteshaltung zählen objektive Gegebenheiten. Das sind die Wahrheiten der Welt, die außerhalb dessen existieren, was sein Glaubenssystems ihm sagt.
Eine dieser objektiven Gegebenheiten ist es, dass unsere Regierung nicht deshalb nicht funktioniert, weil wir unfähige Politiker haben, sondern weil wir unfähige Wähler haben. Als Wissenschafter und Pädagoge ist es daher nicht mein Ziel, Präsident zu werden und eine unfähige Wählerschaft zu führen, sondern die Wählerschaft so aufzuklären, dass sie fähig sind, die richtigen Führer zu wählen.
Neil deGrasse Tyson
New York, Aug. 21, 2011
Dieser Befund, den er da so locker über Amerika hinschreibt, der gilt für Österreich auch.

Oh ja, ein wenig Aufklärung täte uns allen gut.


Und dem Rest von Europa auch gleich... vielleicht gäbe es dann weniger Zampanos.

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